Sechs Podcast-Empfehlungen für 2017
Mehr als Trump beschäftigt mich Trumps Erfolg. Ich versuche, die “unprecedented” Entwicklungen zu verstehen, indem ich US-amerikanische Podcasts von und mit Politik-Journalist*innen höre. Hier kommt meine Auswahl.
Anfang Februar 2017
Ich merke, dass ich mehr Analyse, mehr Hintergrund, mehr politische Bildung brauche, um Trump und Trumps Erfolg und den Wandel rund herum zu verstehen. Während deutsche Medien erstaunlich oft abgeschlossene Meinungen und vermeintlich lückenlose Erklärungen bieten, scheint in den USA ein ambitionierterer Prozess des „Herausfindens“ in Gange. Podcasts sind offenbar ein gutes Medium dafür, weil hier gemeinsam und laut denkend herausgefunden werden kann. US-Politik-Journalisten stellen sich hier den “unprecedented” (häufigster Begriff) Entwicklungen und ”are trying to make sense” (zweithäufigster Begriff) zu Trump-Amerika.
Podcast zu Trump Amerika
Hier sind sechs (bzw. sieben) Podcast-Reihen, die teils schon länger da sind, teils explizit zuBeginn der Trump-Administration gestartet wurden, teils eigentlich Wahlkampf-Podcasts waren, die nun als Trump-Amerika-Analyse-Podcast weiterlaufen.
- Im Podcast “The Daily“ der New York Times schaut Michael Barbaro jeden Morgen mit wechselnden Gästen aus dem NYT-Team für 20 Minuten auf aktuelle Entwicklungen. Die Sendung ist ein Nachfolger des Wahlkampf-Podcasts “The Run-Up“. Auch hier war der Politikjournalist Michael Barbaro Gastgeber, jetzt ist er allerdings komplett ins Audio-Team der NYT gewechselt. Das ist gut, denn ich mag Barbaro enorm gerne zuhören. Klare Hör-Empfehlung!
- Der Podcast “Can He Do That?“ kommt wöchentlich von der Washington Post und dauert je knapp eine halbe Stunde. Allison Michaels hat jede Woche eine Reporter-Kollegen (plus Experten via Telefon) zu Gast, um auf einen Punkt zu schauen, an dem Trump sich gegen Konventionen stellt. In der ersten Folge ging es um die Frage „Can he tweet that?“, anschließend um den Immigration Ban und zuletzt um Trumps Wochenenden in Mar A Lago. Das Format gefällt mir eigentlich gut, denn für die Antworten greifen die Journalisten i.d.R. auf Grundlagen und historische Vorläufer zurück, so dass hier quasi historisch-politische Bildung praktiziert wird. Allerdings überzeugt die Gastgeberin mich nicht wirklich und der Grad zum Boulevard ist schmal.
- Der Podcast “FiveThirtyEight Politics“ ist nicht ganz so auf Statistik orientiert wie die Mutter-Website FiveThirtyEight, allerdings mögen die Macher Zahlen schon ziemlich gerne. Mehrere Journalisten sitzen als Team zusammen (zuletzt sechs auf einmal, das machte es etwas wirr). Im Februar gibt es eine kleine Serie “Party Time” zur Zukunft der (beiden großen) Parteien der USA. Dafür werden Interviews mit Parteifunktionären und -experten eingespielt und bewertet. Mir gefällt es, zumal viel erklärt wird.
- Im “Politico Nerdcast“ geht es jetzt um “Geeking out on Trump and the new politics of Washington”, nachdem auch dieser Podcast eigentlich als #Wahlkampfbeobachtungspodcast gestartet war. 1x pro Woche, 30 bis 50 Minuten, wechselnde Politico-Journalisten Besetzung mit Tiefgang. Gut.
- Den Podcast “FP’s The Editor’s Roundtable (The E.R.)” gibt es schon länger. “FP” steht für Foreign Policy, was die inhaltlich Ausrichtung erklärt. FP kämpft nach eigener Ansage “in the war on truth”. Die wechselnde Runde um David Rothkopf liegt irgendwo zwischen Wissenschaft und Journalismus und ist derzeit ziemlich entsetzt über Trump. Ich muss noch ein paar Folgen hören, um mir eine Meinung zu bilden.
- Der Podcast „The New Yorker: Politics and More” erscheint laut eigener Ansage wöchentlich, aber in der Praxis häufiger, dauert dafür aber häufig weniger als 20 Minuten. Jemand vom New Yorker spricht mit i.d.R. je einem Gast aus Journalismus / Publizismus. Auch hier muss ich noch etwas weiterhören. Ich glaube aber, auch das bleibt erstmal in meiner Podcast-Liste.
Und Ihr so?
Was hört Ihr so? Habt Ihr weitere Empfehlungen? Oder Meinungen zu den aufgelisteten Podcasts?
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Der Ansatz ist super gut!