Innovation
Optimierung vs. Innovation – Zwei Beispiele aus dem Sport
Mit digitalen Medien lassen sich viele Dinge, die wir bisher (z.B. in der Bildung) tun, besser / effizienter / schneller / bunter / lauter / billiger machen als bisher. Das ist Optimierung. Es ist noch keine Innovation, erst recht nicht die vielbeschworene disruptive Innovation. Dafür müsste man etwas grundsätzlich anders machen als vorher. Um das zu veranschaulichen, gibt es ein weit verbreitetes Beispiel – und für mich jetzt zwei.
re:publica: Programm zur re:learn 2014
Anfang Mai treffen sich in Berlin 5.000 Menschen, um über die digitale Gesellschaft zu diskutieren. Die Social-Media-Konferenz re:publica wird auch 2014 wieder einen thematischen Track zu Bildungsthemen im Programm haben – die re:learn. Wie schon in 2010, 2011, 2012 durfte Jöran das Programm kuratieren und wird vor Ort moderieren, gemeinsam mit re:publica-Erfinderin Tanja Haeusler.
Das Programm nimmt keine Rücksicht auf staatliche oder thematische Grenzen. Helden der Praxis berichten über OER in Polen, e-learning in Sambia, Minecraft und Aristoteles in der Schule, bloggende und podcastende Lernende und Lehrende. Dazu gibt es Grundsätzliches aus der Schweiz und Konkretes aus Kassel, Berichte von Kinderzimmerprogrammiererinnen und Game-Design-Thinking.
Fernsehen macht schlau! (Meet Steven Johnson)
Imagine: Menschen tun sich zusammen, um sich über ein großes Werk unserer Kultur auszutauschen, sagen wir mal: Goethes Faust. Jugendliche und Erwachsene arbeiten aus eigenem Antrieb und mit großem Engagement. Sie erstellen ausführliche Interpretationen und Analysen, diskutieren ihre Auffassungen und verhandeln unterschiedliche Standpunkte. Sie kollaborieren bei der Erstellung anspruchsvoller und umfassender Publikationen, produzieren ausführliche Texte, Radiosendungen, Videos und Websites. Ihre Zusammenarbeit überwindet geographische Grenzen und sprachliche Unterschiede. Ihre Ergebnisse werden alleine aufgrund des Inhalts beurteilt, unabhängig von Geschlecht, Alter oder akademischen Graden.
Bitte alle mal aufzeigen: Wessen Idealvorstellung von Lernen und Kultur kommt das nahe? Zumindest näher als alle Lernformen, die Sie im Zusammenhang mit Faust kennen?
Die gute Nachricht: Es gibt diese Menschen und deren Austausch. Die schlechte Nachricht (zumindest für die PädagogInnen unter uns): All das findet außerhalb der institutionellen Lernhäuser statt. Und um Faust geht es auch nicht.
Am 23.5.2010 strahlte der US-Sender ABC die letzte Folge der TV-Serie Lost aus. Deren großer Erfolg lehrt uns: Zuschauer mögen Unterhaltung anspruchsvoll, hochkomplex, intelligent und aktivierend. Oder ketzerisch formuliert: Lost schlägt Faust. Und zwar um Längen.