Hansjörg Schmidt (SPD) hat im Rahmen des Hamburger Wahlkampfs eine Podiumsdiskussion mit erfreulich inhaltlicher Ausrichtung organisiert. Die Ankündigung findet sich bisher nur auf Facebook (und nun auch hier):
Medienkompetenz – Auf dem Weg zur 4. Kulturtechnik?
Montag, 24. Januar · 19:30 – 22:30
Kunst und Mediencampus Hamburg, Finkenau 35, HamburgMedienkompetenz ist in aller Munde, denn Medien sind integraler Bestandteil unseres Lebens. Daher gehört es zu den großen aktuellen Herausforderungen, die Menschen zu befähigen, informiert, selbstbestimmt und kritisch mit (digitalen) Medien umgehen zu können. Medienkompetenz in diesem Sinne wird zur Schlüsselqualifikation.
Doch wie muss ein Medienkompetenz-Konzept aussehen, dass diesen Ansprüchen gerecht wird und alle Alterstufen erreicht?
Dies möchten wir am 24.1. diskutieren und dafür hat die SPD kompetente Gesprächspartner eingeladen:
- Prof. Dr. Uwe Hasebrink, Direktor des Hans-Bredow-Instituts für Medienforschung an der Universität Hamburg
- Thomas Fuchs, Direktor der Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein,
- Christian Meyer, Leiter der TIDE Akademie
- Jöran Muuß-Merholz, J&K – Jöran und Konsorten – Agentur für Bildung
- Michael Vallendor, Projektleiter des Hamburger Netbook-Projekts
- Aydan Özoguz, MdB – Enquetekommission Internet und Digitale Gesellschaft – Berichterstatterin „Medienkompetenz“
Einführen in die Veranstaltung wird Hansjörg Schmidt, der die aktuellen Initiativen der SPD Hamburg einleitend zusammenfasst.
Zum Thema Medienkompetenz sucht Jöran noch. Erste Thesen hier mit Bitte um kritische und ergänzende Kommentare:
- Der Medienkompetenz-Begriff ist noch von der traditionellen Medienpädagogik geprägt, die Medien immer als „Sonderfall“ von Welt sah und sieht. 2011 steckt aber Medien immer überall drin bzw. wir stecken drin. (“Fish don’t know water exists [until] beached”, McLuhan)
- Deswegen lässt sich auch keine Medienkompetenz mehr getrennt von sonstigen „Offline-Kompetenzen“ definieren. (Höchstens als on-top?)
- Zu oft wird Medienkompetenz vom traditionellen pädagogischen Habitus getragen, nach dem der Pädagoge aus der gesellschaftlichen Erfahrung weiß, was gut für den Zögling ist. Da wir es aber mit einem tatsächlichen kulturellen Umbruch (durch mediale Transformation) zu tun haben, kennen wir viele Antworten eben noch nicht. Auch die Pädagogik muss dem Rechnung tragen, indem sie sich nicht von Bewahrpädagogik, Kulturverfall-Gerede oder Besserwisserei leiten lässt, sondern Offenheit, grundsätzliche Werte und Diskussion zusammenbringt, um gemeinsam als Gesellschaft über den Umgang mit dem Wandel Verständigung zu suchen.
- Kontaproduktiv für diese Diskussion ist die Orientierung an der Digital Natives Konzeption. Diese impliziert, dass es eine Gruppe gibt, der ohnehin nur begrenzt zu helfen sei (die Älteren) und eine Gruppe, die auf der Oberfläche (Bedienung) schon informiert sei und nur noch Orientierung (Normen) für den Umfang brauche.
Ich finde ja den Medienbegriff, den letztes Jahr im Dez. Lisarosa in ihrem Blog vorgestelllt hat grundlegend für das, was wir unter Medienkompetenz verstehen. Medien werden eben nicht als das Dazwischen begriffen, sondern als das uns umgebende. Der Unterschied: Im ersten Fall sind einzelne „Werzeuge“ austauschbar, im 2. Fall geht es erst gar nicht um Werkzeuge, sondern um soetwas wie Luft oder Wasser, eben etwas, das nicht austauschbar ist und eine Basis ist komplett andere Wirkungsgesetze zugrunde zu legen.
Ich sehe es auch so, dass die digitalen Medien nicht länger nur eine technische Plattform sind, sondern sich immer mehr zu einem integralen Bestandteil des Lebens vieler Menschen entwickeln. Angesichts dieser Entwicklung wird Medienkompetenz immer mehr zu einer Gesellschaftskompetenz und damit eine unabdingbare Voraussetzung für eine Teilhabe an Gesellschaft, Ausbildung, Arbeit und Politik. Deswegen ist meiner Meinung nach Medienkompetenz auch mehr, als „nur“ das sichere Beherrschen der gängigen Anwendungen und Systeme.
Ich freue mich auf eine spannende Diskussion am 24 😉
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