Ein Keynote-Video von und mit Jöran Muuß-Merholz
Ein Vortragsvideo aus der Reihe „Impulse zur Schulentwicklung und Unterrichtsentwicklung“ (Nr. 6 von 10)
„Digitale Kompetenzen“ sind keine vierte Kulturtechnik – und dennoch elementar. (NLQ-Impulse 6)
Jöran Muuß-Merholz erklärt, inwieweit digitale Kompetenzen keine vierte Kulturtechnik sind und warum diese Überlegungen sogar kontraproduktiv sein kann. Wenn über die Veränderung von Bildungszielen im Angesicht des digitalen Wandels nachgedacht wird, findet man sehr häufig die Forderung, in den Schulen müsse eine neue Kulturtechnik vermittelt werden. Allerdings befinden Kulturtechniken sich im ständigen Wandel. Es tritt neben die drei Kulturtechniken Schreiben, Lesen und Rechnen nicht eine neue, vierte, eigenständige Kulturtechnik. Vielmehr ändern sich die bestehenden Kulturtechniken.
Hintergrund zur Reihe „Impulse zur Schulentwicklung und Unterrichtsentwicklung“
- Das Video ist Teil einer Reihe von 10 Videos „Impulse zur Schulentwicklung und Unterrichtsentwicklung von und mit Jöran Muuß-Merholz“, herausgegeben vom Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ), 2021, produziert von der Agentur J&K – Jöran und Konsorten.
- Diese Impulse sind Keynotes. Das Wort „Keynote“ bedeutet einem Irrglauben entgegen nicht „langer, allumfassender Vortrag“, sondern so etwas wie „ein zentraler Gedanke“. Es geht um eine Grundlage und einen Rahmen für weitere Überlegungen, die auf die Keynote aufbauen können. Vor diesem Hintergrund soll die Reihe nicht lange Vorträge aufzeichnen, sondern pro Video einen zentralen, grundlegenden Gedanken pointiert ausarbeiten und zur Diskussion stellen. Die Videos können Ausgangspunkte für Diskussionen im Kollegium, in Teams und für die individuelle Fortbildung dienen.
- Zielsetzung ist ein grundlegendes Verständnis und eine Diskussion des digitalen Wandels als Grundlage für konkrete Veränderungen in der Schul- und Unterrichtsentwicklung. Es wird nicht Praxiswissen vermittelt, sondern eine Grundlage für gemeinsames Nachdenken und das Planen für Veränderungen in der eigenen Arbeit geschaffen, für unterschiedliche Bildungskontexten, ob bei SchiLFs, in einem kollegialen Team-Workshop, bei Tagungen oder Elternabenden.
- Die Videos stehen frei zur Nutzung im Internet und zur Einbettung auf eigenen Websites oder Verbreitung über Social Media zur Verfügung. Zusätzlich sind sie mit der Lizenz CC BY 4.0 veröffentlicht. Damit ist z.B. auch die öffentliche Aufführung, die Bearbeitung (z.B. Ausschnitte oder Zusammenschnitt von verschiedenen Videos) und das Teilen von bearbeiteten Versionen möglich. Alle Videos werden komplett mit Untertiteln veröffentlicht.
Während eine Betonung der Veränderung bestehender Kulturtechniken durch die Digitalisierung sinnvoll erscheint, kann eine Ausweitung des Definitionsraumes von Lesen, Schreiben und Rechnen problematisch sein.
Beispiel Schreiben: Falls darunter auch die Produktion von Videos fallen kann, dann muss man sich fragen, ob nicht auch das Malen im eigentlichen Sinne nur eine erweiterte Schreibtechnik sei. Und könnte dann in letzter Konsequenz ein Kunstunterricht nicht auch einfach in einer Deutschlektion abgehandelt werden?
Anderseits lassen sich durch die Digitalisierung Kunstwerke (Musik, Grafiken, Skulpturen) im wahrsten Sinne des Wortes schreiben, wenn entsprechende Algorithmen oder Programme dazu genutzt werden, diese in Verbindung mit den passenden Ausgabegeräten computergesteuert zu erzeugen. Und wenn dies der Fall ist: Inwiefern unterscheidet sich dann die Kulturtechnik des Schreibens noch von derjenigen des Rechnens?
Danke für den Kommentar! Du schreibst: „könnte dann in letzter Konsequenz ein Kunstunterricht nicht auch einfach in einer Deutschlektion abgehandelt werden?“ Dabei gehst Du davon aus, dass „Schreiben“ in den Deutschunterricht gehört, oder? Das ist ja nicht so. Die Kulturtechnik „Schreiben“ ist ja in verschiedenen Fächern relevant. Und wenn man Schreiben wirklich als Kulturtechnik begreift (und nicht nur Korrekt-Schreibung als Ziel sieht), dann wäre es schon ein Stück weit so, dass die Trennung zwischen „Malen“ und „Schreiben“ nicht ganz schwarz und weiß wäre.