Zum Inhalt springen

Das war das OERcamp.global 2021

Internationales Online-BarCamp zu Open Education und OER, veranstaltet von UNESCO und J&K

(There’s an English version of this text at oercamp.de.)

Das OERcamp.global fand als globale „Un-Conference“ vom 09. bis 11. Dezember 2021 via Zoom statt. Insgesamt haben sich 1.063 Personen aus 87 Ländern und 21 Zeitzonen registriert. 186 Speaker gestalteten 114 Sessions. Mehr als die Hälfte der Sessions sind als Video dokumentiert. Neben dem BarCamp-Format gab es eine zweite große Besonderheit: Die Veranstaltung fand über 48 Stunden nonstop statt.

Veranstalter für das OERcamp.global waren die Deutsche UNESCO-Kommission und die Agentur J&K – Jöran und Konsorten, die seit 2012 OERcamps ausrichtet. Der folgende Artikel stellt die Eckdaten und Lessons Learned zum Vorgehen zusammen.

Das Programm zum OERcamp.global

Das Programm erstreckte sich ohne Pause über 48 Stunden, nach europäischer Zeit von Donnerstagmittag bis Samstagmittag. Das Ziel des 48-Stunden-Formats bestand darin, dass es keine „führende Zeitzone“ gab. Stattdessen wurden die 48 Stunden einfach von 1 bis 48 durchnummeriert, und jeweils zur vollen Stunde begann der nächste Programmpunkt. Diese Programmpunkte waren entweder ein Plenary Hour mit einem zentralen Programmpunkt oder parallele BarCamp-Sessions.

OERcamp Global Logo

Das BarCamp

Im Format BarCamp übernehmen die Teilnehmenden die Programmgestaltung. Auf diese Weise wird eine offene und partizipative Programmgestaltung umgesetzt, die konsequent an den vielfältigen Interessen der Teilnehmenden orientiert ist. Bei einem BarCamp geht es nicht nur um die Verbreitung von Wissen. In den Sessions können auch offene Fragen, laufende Aktivitäten und gemeinsame Überlegungen Platz finden. Es geht darum, Wissen zu teilen und gemeinsam zu schaffen, auf offene Art und Weise.

Der Großteil des Programms fand in Form von 114 Sessions im BarCamp-Format statt. Wie bei einem BarCamp üblich konnten alle Teilnehmenden selbst Programmteile in Form einer Session gestalten. Eine Auswahl durch ein Programmteam gab es nicht. Die Session-Hosts hatten die Möglichkeit ihre Session schon in den Wochen vorab anzukündigen. Während der Veranstaltung konnten noch „last minute“-Anmeldungen ergänzt werden. Dabei wurde frei gewählt, wann und wie lange die Sessions stattfinden. Die allermeisten wählten das einstündige Format, 7 Sessions nutzen 2 Stunden, 1 Session 3 Stunden als Dauer. Bei der Wahl der Uhrzeit waren zunächst die ersten Stunden besonders nachgefragt, so dass die Sessions pro Zeitslot gedeckelt wurden. Während wir zu Beginn in der Planung von 1 bis 2 Sessions pro Stunde ausgingen, wurden in den Wochen vor dem Event daraus immer mehr, so dass zuletzt typischerweise 4 oder 5 Sessions parallel stattfanden. In den Stunden, in denen sowohl in Europa als auch Nordamerika Nacht herrschte, fanden deutlich weniger Sessions statt, zu einer Stunde sogar gar keine Session.

Alle Sessions der anstehenden Stunde wurden im Plenum kurz vorgestellt, direkt danach begannen die Sessions in den Zoom-Breakout-Rooms. (Mehrstündige Sessions fanden in gesonderten Zoom-Meetings statt.)

An einem Programmpunkt nahmen im Durchschnitt 10,5 Personen teil, mit einer breiten Streuung. So kamen in 4 der 114 Sessions gar keine Teilnehmenden. In diesen Fällen kündigten die Sessionhosts an, einen Input als Video aufzuzeichnen und für die Dokumentation zu veröffentlichen.

Beim Vorgehen in den Sessions bestimmte das Format „Input plus Q&A“ mehr als die Hälfte der Sessionangebote. Bei einem Viertel stand der Austausch im Vordergrund. Jeweils knapp 10% ordnen ihr Vorgehen den Formaten „Hands on“ oder „Ask me Anything (AMA)“ zu.

Die Plenary Hours

Auf jeweils 3 Stunden mit parallelen BarCamp-Sessions folgte eine „Plenary Hour“ mit einem zentralen Programmpunkt. Dazu gehörten Opening und Closing, eine Yoga- und eine Karaoke-Session, aber vor allem eine Reihe von Keynote-Talks. Diese waren von den Veranstalterinnen ausgewählt worden, um insbesondere die UNESCO-Recommendation on OER und die Situation in verschiedenen Weltregionen zu beleuchten.

Die Keynotes des OERcamp.global wurden aufgezeichnet und sind unter freier Lizenz (CC BY 4.0) auf YouTube veröffentlicht. Sie hatten jeweils eine Person als Host, nämlich Chahira Nouira, Tina Marie Monelyon oder Jöran Muuß-Merholz.

WordPress, Zoom, Sched, Mails, LimeSurvey und Twitter

Es folgt ein kurzer Überblick über die technische Infrastruktur, hier in Form der wichtigsten verwendeten Dienste:

  • Homebase und Informationsangebot wurden in Form einer WordPress-Page auf https://oercamp.global aufgesetzt.
  • Als Videokonferenz wurde Zoom genutzt, weil es im globalen Maßstab die niedrigsten Hürden für die Teilnahme bietet.
  • Das Programm wurde mit Sched geplant. Für Sched spricht insbesondere die Verbreitung bei internationalen Events, die Möglichkeit zur Aktualisierung von Inhalten durch die Session-Hosts selbst und last but not least die Darstellung von allen Uhrzeiten gemäß der individuellen Zeitzone.
  • E-Mails verbanden im Vorfeld das Organisationsteam und die Teilnehmenden.
  • Auf Twitter wurden die Sessions angekündigt. Außerdem erklärte Host Jöran Muuß-Merholz in Form von 10 kurzen, einfach gehaltenen Videos verschiedene Elemente der Veranstaltung. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit sich in der Liste #OERcampglobal einzutragen.
  • Die ​​Online-Umfrage-Software LimeSurvey diente für Registrierungen und Sessioneinreichungen. LimeSurvey wurde als Kompromiss zwischen offener Infrastruktur und Usability gewählt.

UNESCO-Recommendation on OER

Als inhaltliche Hintergrundfolie diente die UNESCO-Empfehlung zu OER, die fünf „Areas of Action“ definiert. Bei den Sessioneinreichungen ordneten die Sessionshosts ihre Themen den fünf Bereichen wie folgt zu:

Quantitatives Fazit: 87 Länder über Communities erreicht

Über 1.000 Anmeldungen – das hat unsere Erwartungen übertroffen. Das gilt insbesondere vor drei Hintergründen: 1. Der Vorlauf war zeitlich sehr knapp, denn die Entscheidung für die Veranstaltung fiel erst 73 Tage vor dem Event. 2. Der Termin lag mit Mitte Dezember für die meisten Akteure am Ende eines Jahres, das bereits vor allem im Herbst schon von zahlreichen Online-Veranstaltungen mit ähnlichen Themen geprägt war. 3. Es gab kein Marketingbudget und keine Verteiler von vorherigen Veranstaltungen.
10,5 Teilnehmende pro Programmpunkt – das entspricht zwar unseren internen Erwartungen, allerdings ist hier deutlich Luft nach oben.
Die für uns bemerkenswerteste Zahl ist eine andere: Die Anmeldungen kamen aus 87 verschiedenen Ländern. Betrachtet man diese Verbreitung vor dem Hintergrund, dass das OERcamp.global innerhalb weniger Wochen alleine durch das „Weitersagen“ bekannt gemacht wurde, dann ist das ein großer Erfolg der global und regional vernetzten Communities im Bereich Open Education und OER.(Die Veranstalterinnen haben übrigens bewusst entschieden, keine explizite „Rangliste“ der Länder nach Anmeldungen zu veröffentlichen.)

Qualitatives Fazit: ein hybrides Format

Hinsichtlich von Veranstaltungsformaten werden Online-Bildungsveranstaltungen auch Ende 2021 noch mit Präsenzformaten verglichen. Das OERcamp.global zeigt, wie begrenzt direkte Vergleiche möglich sind. Deswegen an dieser Stelle eine kleine Liste mit Vergleichen zu etablierten Formaten. Die Veranstaltung war insofern ein „Hybrid“ – nicht im Sinne von „Online plus Präsenz“, sondern als Mischung von verschiedenen bekannten Formaten.

  • Das OERcamp.global war insofern ein BarCamp, dass 90% des Programms von den Teilnehmenden dezentral und partizipativ gestaltet wurde.
  • Das OERcamp.global war insofern eine Konferenz, dass es auch Keynotes gab und dass mehr als die Hälfte der Sessions im bekannten Format „Präsentation plus Q&A“ gestaltet wurden.
  • Das OERcamp.global war insofern eine Messe, dass die Teilnehmenden eher nicht für eine bestimmte Zeit teilgenommen haben, sondern sich aus einem thematischen Angebot einzelne Elemente „herausgepickt“ und gezielt aufgesucht haben.
  • Das OERcamp.global war insofern eine Sammlung von Videos, dass die Mehrheit der Sessionhosts ihre Beiträge aufgezeichnet haben und anschließend als Video zur Verfügung stellen werden.
  • Das OERcamp.global war insofern ein Community-Meetup, dass viele Gespräche in kleinen Runden stattfanden, bei denen Kontaktdaten ausgetauscht und spätere Zusammenarbeiten vereinbart wurden.
  • Das OERcamp.global war insofern ein Festival-Event, als dass es keine Pause, sondern non-stop für 48 Stunden Programm gab, aus dem man sich Zeiten und Themen auswählen musste.

Informationen und Fakten

  • Insgesamt haben sich 1063 Personen aus 87 Ländern und 21 Zeitzonen für das OERcamp.global registriert.
  • Das OERcamp.global ist ein Event für alle Bildungsbereiche. In diesem bildet der Bereich der Hochschule den Großteil.
  • Insgesamt wurden 114 Sessions von 186 Speakern gehalten. 79 Sessions wurden aufgenommen und sind im Programm verlinkt.
  • Die Organisation des OERcamp.global hat von der Entscheidung der Deutschen UNESCO Kommission und J&K im September bis zum 09.12.21 insgesamt 73 Tag gedauert.
  • Zum Programm ?  https://oercampglobal2021.sched.com

OERcamp Global Logo

Text von Jöran Muuß-Merholz unter CC BY 4.0.Wenn nicht anders angegeben, stehen die Bilder unter CC BY 4.0.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert