Das Gutachten des Wissenschaftlichen Dienst des Landtags Schleswig-Holstein im Volltext
Die Diskussion, inwieweit Handys bzw. Smartphones an Schulen verboten werden sollen, beschäftigt Lehrer und Schulen, Eltern und Medienpädagogen. Die Entwicklung ist in Schleswig-Holstein besonders anschaulich zu beobachten. So waren in Husum bereits 2012 Schüler gegen Medienverbote buchstäblich auf die Barrikaden gegangen (vgl. mein Podcast und Kommentar von damals auf pb21). 2013 hatte das Kultusministerium einer Schule in Preetz verboten, Detektoren zum Auffinden von mitgeführten Mobiltelefonen zu verwenden (vgl. Spiegel Online).
Nun gibt es Neues aus Kiel: Sven Krumbeck von der Piraten-Fraktion hatte den Wissenschaftlichen Dienst des Landtags Schleswig-Holstein um ein rechtliches Gutachten gebeten, um die Grundfragen zu klären:
- Inwieweit sind Schulen berechtigt, Schülern das Mitführen von Mobiltelefonen oder anderen elektronischen Medien zu untersagen?
- Sind sie insbesondere berechtigt, das Mitführen an sich unabhängig von einer Störung des Unterrichts zu beschränken?
- Inwieweit ist die Schule berechtigt, von den Schülern die unter Verstoß gegen das Verbot mitgeführten oder genutzten elektronischen Medien herauszuverlangen oder wegzunehmen (z.B. im Wege des unmittelbaren Zwangs)?
- Ist bei einer Herausgabe durch den Schüler oder Wegnahme die Einbehaltung auch über den aktuellen Schultag hinaus zulässig?
Die Antwort des Wissenschaftlichen Dienstes hat nennenswertes Medienecho hervorgerufen:
- NDR: Handy-Verbot? Nicht erlaubt!
- Kieler Nachrichten: Ein Leben ohne Mobiltelefon ist möglich, aber sinnlos (Kommentar)
- Focus: Schulen dürfen Handys nicht pauschal verbieten
- Welt: Schulen dürfen Handy nicht verbieten
Wer für die eigene Meinungsbildung eine ausführliche Grundlage sucht: Hier ist das Gutachten des Landtags im Volltext (pdf) und zum Diskutieren als öffentliches Google Doc.
Zeigt diese Debatte nicht unflexible Hilflosigkeit sturer erwachsener Lehrpersonen ihren noch nicht erwachsenen Schülern gegenüber? Sollten Lehrer und -innen nicht solche Herausforderungen souverän zu meistern verstehen?
Es ist halt viel einfacher, über den Einsatz des Handys als „Computer im Unterricht“ zu reden, als diese tatsächlich einzusetzen. Dabei sollte sich die Schule nicht mit den freizeitlichen Anwendungen der SchülerInnen befassen, sondern die SchülerInnen digital bilden.
Interessant. Danke.
Eigentlich müsste es im Interesse von uns Eltern liegen, dass unsere Kinder in der Schule etwas lernen und auch ein Grundgerüst in Sachen Bildung (nicht nur Wissen) vermittelt bekommen.
Leider, das zeigt meine Erfahrung als Vater von zwei Kindern (15 und 11), sind sowohl die meisten Eltern, als auch viele Lehrerinnen und Lehrer technisch hoffnungslos überfordert und zum Teil wirklich erschreckend naiv, was die Suchtgefahr und den Missbrauch (Mobbing, Hausaufgaben, Klassenarbeiten etc. etc.) von Smartphones in der Schule angeht. Von der Datenschutzproblematik wollen mir mal hier gar nicht sprechen.
Grüße aus Tübingen
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