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Gibt es noch EduPunk? (Oder: Das Sofa ist kein Arbeitsbereich.)

Das Sofa ist kein Arbeitsbereich.
Schild über Sofa

Das InklusionsCamp ist vorbei. Berichte folgen. Hier schon mal ein nettes Fundstück: In einem Raum der Schule, in der wir zu Gast waren, fanden wir eine tolle Sofaecke mit diesem roten Schild. Was mich indirekt zum Nachdenken über EduPunk bringt.

Aber hier erstmal die Dokumentation dessen, was Teilgeber_innen beim InklusionsCamp unter dem Schild gemacht haben:

leute arbeiten auf dem sofa (by plastikstuhl)
(Foto by Plastikstuhl)

Auf Twitter und Facebook hatte ich zu diesem Foto gepostet „Brich die Regeln, sei ein EduPunk!“. Timo van Treeck kommentierte richtigerweise, dass zum Konzept EduPunk mehr gehöre und er lange nichts mehr davon gelesen habe. Das ist eigentlich schade. Daher ein kleine Auffrischung:

„Edupunk is a do it yourself (DIY) attitude to teaching and learning practices“, sagt Wikipedia. Der Begriff geht auf Jim Groom zurück. Ich habe Jim mal interviewt, siehe unten, zusammen mit Philipp Schmidt und Audrey Watters, die ich auch gut als EduPunks bezeichnen würde. In Deutschland ist für mich immer Anja C. Wagner der Prototyp von EduPunk gewesen.

Ich greife die Frage von Timo van Treeck auf: Gibt es Edupunks eigentlich noch? Was ist für Euch 2015 EduPunk? Wer oder was ist 2015 im deutschsprachigen Bereich EduPunk?

Ein Gedanke zu „Gibt es noch EduPunk? (Oder: Das Sofa ist kein Arbeitsbereich.)“

  1. Hi Jöran,
    also sich auf ein Sofa gepflegt mit nem Tablet/Laptop setzen, Bildungsarbeit zu betreiben und ein Schildchen mit ner Anweisung zu übersehen, ist für mich noch kein EduPunk. Ich sehe da keine der klassischen Punk-Attitüden provozierendes Aussehen, rebellische Haltung und nonkonformistisches Verhalten. Aber gut, ich weiß auch nicht, was die da auf dem Sofa in die Tastatur geschrieben haben.

    Ich glaube, den EduPunk gibt es halt doch auch nur genauso so domestiziert wie den „Business Punk“ mit mild provozierendem Aussehenden, mild-provokanter Meinung und regelbrechendem Verhalten gibt, um dann das Establishment zu ersetzen.

    In einer Metareflektion zum EduCamp hab ich mal mehrere Musikszenen in Betracht gezogen, die sich um offene Bildung herum anbieten (s.u.). Was du aber m.E. viel mehr als Frage in den Raum stellst, ist ja, warum es nicht viel mehr kritische Positionen gibt.

    2011 habe ich zu der Metapher Musikstile geschrieben (http://www.waxmann.com/fileadmin/media/zusatztexte/2457Volltext.pdf auf Seite 63)

    „(c) Das EduCamp ist ein Musikstil: aber welcher? EduPunk wäre die Idee, dass alle einfach mitmachen dürfen, niemand muss um Erlaubnis fragen und man muss auch nicht unbedingt etwas können, sondern mitmachen wollen. EduJazz wäre gemeinsames Improvisieren mit virtuosen Solisten auf der Basis von etablierten Standards, die sich auch durch das gezielte Brechen von Regeln und den hohem Innovationscharakter auszeichnen. EduGrunge wäre eine raue Untergrundbewegung, die alternative Bildungskonzepte verfolgt und die ihren Frust über die Kommerzialisierung und Zähmung von E-Learning 2.0 nach außen trägt. Auch bei EduIndie würde die Unabhängigkeit von staatlichen Normierungsversuchen und kommerziellen Bildungsangeboten im Mittelpunkt stehen; offene Bildungsangebote würden selbst verlegt und organisiert werden. EduHipHop könnte die Bewegung der Bildungsferngehaltenen und sozial unterprivilegierten Befreiungspädagogen sein, die durch das innovative Remixen von reformorientierten Bildungsklassikern entweder Kasse, Politik oder Poesie machen. Dies könnte man nun beliebig mit EduHouse, EduMetal, EduDub, EduMinimal etc. weiterführen. Mit dieser Metapher wollte ich aber vielmehr klarstellen, dass das EduCamp noch mehr Positionen gebrauchen könnte, um nicht zu erstarren.“

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