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Polizei und Web 2.0

Es war das erste Mal, dass Jöran mit einem Polizeiwagen zu seinem Vortrag gebracht wurde. Und man erinnert sich auch nicht, wann sich zuletzt eine Katze unter die Zuhörer mischte. Aber der Reihe nach …

Web 2.0 / Soziale Netzwerke – Tagung für Führungskräfte der Polizei“ lautete der Titel der Veranstaltung. Die Polizei Schleswig-Holstein hatte zu dieser Fortbildung geladen und 80 Teilnehmer kamen, teilweise extra aus West- und Süddeutschland in das Jagdschlößchen am idyllischen Ukleisee in Ostholstein.

Was verändert sich mit dem Web 2.0? Was macht der Bürger da? Wie kann, muss oder darf die Polizei das Netz in ihrer Arbeit nutzen? Um Antworten auf diese Fragen bemühten sich zwei polizei-interne Referenten, der Rechtsanwalt Udo Vetter, Schleswig-Holsteins oberster Datenschützer Thilo Weichert und Jöran.

Freundlicherweise schickte der Auftraggeber einen Dienstwagen zum Eutiner Bahnhof, um Jöran abzuholen. (Dass dieser Dienstwagen mit Blaulicht und sein Fahrer mit Uniform ausgestattet war, trug vermutlich nicht unbedingt zu Jörans Reputation in Eutin bei.)

Nach den polizei-internen Rednern übernahm es der Rechtsanwalt Udo Vetter, die Position der Gegenseite zu schildern: Verantwortung und Freiheit im Internet – Eindrücke aus dem Alltag eines Strafverteidigers. Wer Udo Vetters Vorträge kennt, weiß um seine Professionalität und den Unterhaltungswert seiner Ausführungen. Zwei Beispiele:


Chaos Communication Congress 2006: Sie haben das Recht zu schweigen

re:publica 2010: Spielregeln für den zweiten Lebensraum

Udo Vetter bloggt regelmäßig im lawblog, gelegentlich im Knastblog und intensiv via twitter.

Inmitten des Vetterschen Vortags kam dann durch die hinter dem Rednerpult offen stehende Tür eine Katze in den Saal spaziert, orientierte sich kurz und suchte sich zielsicher das warme Netzteil des katzenallergischen Besitzers als akzeptablen Aufenthaltsort aus, um dem Vortrag beizuwohnen.

Anschließend war Jöran an der Reihe, um über die Frage Was bedeutet Web 2.0 / Social Media für die Gesellschaft? zu spekulieren. Anhand von einer Gegenüberstellung Web 1.0 / traditionelle Medien vs. Web 2.0 / Social Media und 10 Thesen (pdf) ging es um den Shift, der die Gesellschaft im Allgemeinen und einzelne Bereiche im Besonderen im Bewegung bringt. Eine gewisse Unruhe entstand im Saal, als der Vortragende zeigte, was aus der aktuellen Veranstaltung via twitter in die Weltöffentlichkeit gelangt war, wie durchlässig räumliche und zeitliche Grenzen also in Zeiten von Twitter und Smartphone geworden sind.

Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein und Leiter des „Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein“ folgte Jöran an das Rednerpult und begann seinen Vortrag mit einer pauschalen Verurteilung von twitter.

Im Kern von Weicherts Vortrag stand die Frage Welche Bedeutung hat der Datenschutz bei Google, Facebook & Co? (Folien hier angekündigt).

Die abschließende Diskussion war kurz aber heftig. Themen waren zum einen die (Un-)Vereinbarkeit zwischen Privatheit, wie wir sie aus der analogen Welt kennen, und Öffentlichkeit, wie sie für Web 2.0 konstitutiv ist. Zum anderen stand die Auflösung der Trennung in „reale Welt “ einerseits und „virtuelle Welt“ andererseits im Mittelpunkt.

Publikum und Referenten dankten sich abschließend gegenseitig. Jöran war positiv überrascht, wie interessiert am Blick über den Tellerrand die Polizei sich gezeigt hatte. Schließlich hatte man 3 von 5 Referenten aus Polizei-Externen rekrutiert und sich durchaus offen für neue und / oder alternative Sichtweisen gezeigt.

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