Meine drei Irrtümer in Bezug auf die Jugend von heute™
Im Winter 1998 habe ich eine Straßenkreuzung blockiert. Ich war Teil eines deutschlandweiten Schüler- und Studentenstreiks. Was ich damals nach einigen Wochen von Protest und Streik gelernt habe: Es ist egal, ob ich das tue oder nicht. Was lernt eine Generation 2019, wenn falls sie 2019 erlebt, dass Ihr Engagement Wirkung hat – und was, falls nicht? Das ist die noch offene Frage für Fridays for Future – es ist auch die wichtigste Frage.
Meine drei Irrtümer mit Fridays for Future (FFF)
1. Irrtum: Die Jugend geht nicht mehr auf die Straße
Hätte man mich Ende 2018 gefragt, ob „die Jugend“ im anstehenden Winter zu Tausenden, Zehntausenden, Hunderttausenden auf die Straße gehen würde, um sich für den Klimaschutz zu engagieren, hätte ich gesagt: „2019? No way!“
2. Irrtum: Die Jugend bleibt nicht auf der Straße
Hätte man mich nach den ersten großen Demonstrationen gefragt, wie sich das weiter entwickeln würde, hätte ich gesagt: „Das hält sich nicht. Das wird schnell wieder abflauen.“
3. Irrtum: Die Jugend auf der Straße wird nichts bewirken
Hätte man mich zu Beginn des Europawahlkampfs gefragt, ob FFF tatsächlich irgendetwas bewirken würde, hätte ich gesagt: „Nein, nicht wirklich. Es gibt viel unverbindlichen Beifall, aber keine ernsthaften Konsequenzen.“
Was folgt?
Bei meinen ersten zwei Antworten habe ich mich geirrt. Die dritte Frage ist noch offen. Natürlich ist sie die wichtigste Frage für den Klimaschutz. Aber dahinter steht als „Nebenwirkung“ auch eine große Frage für die Jugend von heute, also die Erwachsenen von morgen: Was lernen sie in Bezug auf ihre Bilder von Individuum und Gesellschaft, Engagement und Politik?
Man stelle sich vor, diese Jugendbewegung hätte tatsächlich Erfolg – was lernen daraus diejenigen, die sich engagiert haben? Man stelle sich vor, die Proteste bleiben folgenlos – was lernen daraus diejenigen, die sich engagiert haben?