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Ein Kanon für digitale Fachdidaktik?

Thomas Narosy (2015) Auf dem Weg zur digital-inklusiven Fachdidaktik, S 7
Abbildung kopiert aus dem Artikel von Thomas Narosy (siehe ganz unten)

Es braucht als Minimum einen verpflichtenden Kanon von digitalen Werkzeugen und Medien für jedes Schulfach!

So lassen sich die Thesen von Thomas Nárosy zuspitzen, die er in dem Aufsatz „Auf dem Weg zur „digital-inklusiven“ Fachdidaktik: Eine Einladung zum Diskurs“ (pdf, S. 4 –8) skizziert. Nárosys Überlegungen:

  • Es reicht nicht aus, alles Digitale in der Schule nur in einem fächerunabhängigen Lernbereich „Digitale Kompetenzen“ o.ä. zu verorten.
  • Es reicht nicht aus, darauf zu hoffen, dass Schüler durch Glück einer Lehrkraft begegnen, die digitale Medien selbstverständlich integriert.
  • Also müssen wir ein Minimum definieren, quasi einen Kanon, ohne den „man sich ernsthaft den Vorwurf gefallen lassen müsste, seinen ‚Job‘ im Interesse der SchülerInnen und ihres Lernens weniger gut als möglich zu erledigen […]“ [im Original mit Fragezeichen am Satzende]

Digital-inklusive Fachdidaktik

Nárosy nennt seinen Ansatz „digital-inklusive Fachdidaktik“ (und freut sich über Vorschläge für bessere Bezeichnungen). Mit einer Seminargruppe hat er eine vorläufige Aufstellung erarbeitet, wie ein solcher Kanon (als Momentaufnahme) für die Fächer Deutsch, Mathe, Geografie und Wirtschaftskunde, Physik, Bildnerische Erziehung, Musikerziehung sowie Bewegung und Sport aussehen könnte. Dabei unterscheidet er:

„1. In jedem Fach gibt es in der Regel sehr spezifische digitale Medien und Werkzeuge, die – aus der Mitte des Faches und seiner Didaktik kommend! – dieses besser unterrichten und erlernen lassen. […]
2. Fachdurchgängig gibt es Software wie LearningApps, Erklärvideos bzw. Suchmaschinen und Enzyklopädien, die je fachspezifische Inhalte sowie Lern- und Übungsmöglichkeiten bieten.“

Die Grafik dazu steht oben.

Fragen

Was hält wer davon?

Gibt es vergleichbare Ansätze, zumindest in einzelnen Fachdidaktiken?

Weiterlesen

Nochmal der Link zum Aufsatz: Newsletter des Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung (IUS) der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (pdf, S. 4 –8). Ich habe Thomas Nárosys Thesen bei den EduDays 2015 kennengelernt. Das Video zu seinem Vortrag dort steht unten, die Folien gibt es hier drüben.

4 Gedanken zu „Ein Kanon für digitale Fachdidaktik?“

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  2. Ich bin da sehr skeptisch.

    1. Das Wort „Pflicht“ führt bei Lehrerinnen und Lehrern nicht gerade dazu, dass sie sich dem Thema mit Freude zuwenden.
    2. Es gibt mitlerweile viele Kolleginnen und Kollegen, die sich mit digitalen Medien auskennen. Einige aber halt nach wie vor nicht. Diese vorwiegend analog Arbeitenden zu zwingen, in ihrem Unterricht z. B. Videobearbeitung einzuplanen, überfordert sie in sehr hohem Maße. Der Unterricht verschlechterte sich dadurch und vermutlich wäre der Lernerfolg, sowohl auf das Fachliche als auch auf das Digitale bezogen, nicht sonderlich groß.
    3. Sollte dem digital-inclusiven Fachkonzept keine „Informationstechnische Grundbildung“ vorgeschaltet sein, ist jeder Fachlehrer gezwungen, vielen seiner Schülerinnen und Schülern die (wirklich!) grundlegendsten Dinge beim Arbeiten mit digitalen Arbeitsgeräten beizubringen. Das wiederum führte zu zeitlich aufgeblähten Unterrichtsvorhaben, die verhinderte, dass man mit seinem Lehrplanstoff durchkommt.
    Siehe hierzu: http://www.mbb001.blogspot.de/2014/11/ein-pladoyer-fur-ein-fach-computerkunde.html

    Ich plädiere für Freiwilligkeit, für Fortbildungsanreize, für bezahlte kollegiale Medienberater an allen Schulen und für ein gutes Fundament in Form eines eigenen ITG-Fachs (zumindest in den unteren SEK I-Klassen). Ferner können außerunterrichtliche Projekte und AGs unter der Schülerschaft einiges erreichen (Graswurzelbewegung).

  3. Herzlichen Dank an dieser Stelle für die wohlwollende Aufnahme und Verbreitung dieses Diskussionsansatzes. Als solcher ist der Artikel auch vorrangig gemeint.

    In Österreich ist es auf Basis dieses Artikels bislang immerhin gelungen, bislang so gut wie unverbundene Communities (E-Learning; Fachdidaktik) auf doch recht hochrangiger Ebene in ein Gespräch zu bringen. Mittelfristiges Ziel ist nicht mehr und nicht weniger als die Entwicklung/Veränderung der „real-existierenden“ Fachdidaktik-Lehre an allen Institutionen in Österreich, die Pädagog/innen ausbilden. Es handelt sich hier also um ein strategisches Projekt, das sich insb. an Institutionen wendet.

    Der Artikel (und mein hierzu gehaltener Vortrag) kann natürlich das gesamte „Framework“, in das dieses Projekt eingebettet ist, nur ansatzweise wiedergeben. Mehr dazu: http://www.virtuelle-ph.at/digikomp

    Ich versuche hier nochmals die Grundidee der Strategie herauszuarbeiten:
    – Pädagog/innen ERST-Ausbildung liefert (im Vergleich mit der Praxis der Erfahrenen dieser Profession) natürlich immer nur Ansätze. Diese müssen aber dem Anspruch einer gewissen Vollständigkeit genügen.
    – Jede Lehrperson hat im Rahmen ihrer Ausbildung gelernt, mit „alten Medien“ (Schulbücher, Tafel, Hefte) etc. umzugehen.
    – Der Anspruch des Artikels geht in die Richtung, ein selbstverständliches, gut begründbares, wirksames Minimum auch bei den „neuen Medien“ sicherzustellen. Und zwar bei allen Lehrpersonen.

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